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Welcher Bahnsteig passt ins Stadtbild?
Studie empfiehlt Hochflurbahnen für die Stadtbahnline 10 – Kritik von ADAC und Grünen
Von Christian Bohnenkamp
Hochflur oder Niederflur? Diese Frage wird auch weiterhin für Debatten sorgen. Zumindest kann die Zukunft der Stadtbahnstrecke D, auf der die Linie 10 fährt, ab jetzt auf Basis einer Studie diskutiert werden. Die hatte die Region in Auftrag gegeben. Die zuständige Arbeitsgruppe, der Vertreter von Stadt, Region, Üstra, Regio-Bus und Infra sowie der Kasseler Niederflurexperte Rainer Meyfarth angehörten, empfiehlt, auf der Linie auch in Zukunft Hochflurbahnen fahren zu lassen. Laut Studie ist dies sowohl in Sachen Wirtschaftlichkeit als auch, was Flexibilität und Umsetzung betrifft, das überlegene System. Das Niederflursystem schneidet nur beim Punkt Stadtverträglichkeit besser ab.
„Jetzt müssen wir zu einer Lösung kommen, die wirtschaftlich verträglich ist und von der Gesellschaft akzeptiert wird“, sagte Regionspräsident Hauke Jagau, der nicht will, „dass das hier wie ,Stuttgart 21’ endet“. Für Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region, sind „beides gute Varianten, die realisiert werden können“. Er fordert eine Entscheidung noch in diesem Frühjahr.
Vorgestellt von der Region wurden auch erste Entwürfe zur Gestaltung und Platzierung von Stadtbahnhaltestellen. Vor allem in Linden ist das ein heiß diskutiertes Thema. Viele dort lehnen die Einrichtung von Hochbahnsteigen auf der Limmerstraße ab. Entschärft werden könnte die Situation dadurch, dass die bisherige Haltestelle am Küchengarten aus der Limmerstraße herausgezogen und stattdessen am Erdhügel vor der Straße eingerichtet wird, der ein Rest der ehemaligen Fußgängerbrücke an dieser Stelle ist. In der engen und belebten Limmerstraße selbst sollen die negativen Auswirkungen der Hochbahnsteige dadurch abgemildert werden, dass diese statt der ursprünglich geplanten 70 nur noch 50 Meter lang sein sollen. Möglich würde das dadurch, dass die Züge nur noch mit zwei statt drei Wagen fahren. Dafür sollen dann alle fünf Minuten Bahnen fahren.
Zumindest die Grünen halten dennoch weiterhin am Niederflursystem fest. „Der städtebauliche Aspekt muss bei der Bewertung stärker gewichtet werden. Bei einem Niederflursystem wäre es wesentlich leichter, bei einer Weiterentwicklung des Netzes Lösungen mit der Stadt zu finden“, sagt die Verkehrsexpertin Meike Schümer, „auch wenn das System mehr kostet, sollten wir mit der SPD besprechen, ob wir uns das nicht leisten sollten.“
Auch für Eberhard Wicke (CDU) ist entscheidend, was „langfristig und perspektivisch die besten Stadtentwicklungsmöglichkeiten bietet“. Dazu müssten noch viele Details untersucht werden. „Die Entscheidung sehe ich erst einmal ergebnisoffen“, sagt Wicke. Karlheinz Mönkeberg (SPD) sieht die Ergebnisse der Studie als klares Argument dafür, am Hochflursystem festzuhalten: „Für die Komplettierung des Systems ist das einfach die beste Lösung. Der Nachtsternverkehr zum Beispiel ließe sich bei einem Niederflursystem nicht mehr wie bisher durchführen.“ Scharfe Kritik an der Empfehlung fürs Hochflursystem gibt es vom ADAC. „Die Situation wird dadurch eindeutig schlechter, weil die Hochbahnsteige viel Verkehrsraum benötigen“, sagt ADAC-Sprecher Jörg Fiene.
Wirtschaftlichkeit
Viele Faktoren lassen sich zwar noch nicht genau abschätzen, fest steht aber: Die Einführung eines Niederflursystems wäre eindeutig teurer als das bisherige Festhalten am Hochflursystem. Der Arbeitskreis, der die aktuelle Studie erarbeitet hat, geht davon aus, dass ein Niederflursystem pro Jahr 500 000 bis eine Million Euro teurer wäre, wenn man auch die einmalig anfallenden Zusatzkosten von rund 3,8 Millionen als jährliche Abschreibungen berücksichtigt. Zwar sind Niederflurbahnsteige billiger als Hochflurbahnsteige, allerdings fallen beim Umstieg auf das Niederflursystem zusätzliche Kosten für Personalschulungen sowie für die Umrüstung von Teilen der Werkstatteinrichtung an. Deutlich teurer wäre wohl auch die Beschaffung von Fahrzeugen, weil bisher ausgehandelte Rabatte für die Silberpfeile zum Teil verfallen würden.
Stadtverträglichkeit
Der Punkt Stadtverträglichkeit ist das einzige Bewertungskriterium, bei dem der Arbeitskreis Vorteile für das Niederflursystem sieht. Dies gilt vor allem an den Haltestellen Harenberger Straße, Ungerstraße, Leinaustraße und Küchengarten in Linden. Die Niederflurbahnsteige lassen sich besser in den Straßenraum integrieren, vor allem in der belebten Limmerstraße bleibt dadurch mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. Außerdem befürchten Anwohner, dass Hochbahnsteige wie Barrieren wirken könnten. Entschärft werden soll das Problem dadurch, dass auf der Linie 10 nur noch Züge mit zwei Wagen verkehren sollen. Dadurch wären die Bahnsteige nur noch 50 statt bisher geplanten 70 Meter lang. Am Steintor, wo die Haltestelle zwischen Lange Laube und Münzstraße verlegt werden soll, bliebe bei einem Niederflursystem mehr Platz für Autos.
Barrierefreiheit und Komfort
Endlich barrierefrei sollen alle Haltestellen der Stadtbahnlinie 10 werden. Das ist eines der Hauptargumente für den geplanten Umbau. Sowohl beim Hochflur- als auch beim Niederflursystem wird das gewährleistet sein. Allerdings gibt es Unterschiede: Die Niederflurbahnsteige lassen sich einfacher mit Kinderwagen und Rollstühlen erreichen, weil diese sehr flach sind. Bei den Hochflurbahnsteigen müssen oft längere Rampen bewältigt werden. Hier hat also das Niederflursystem einen Vorteil. Dafür sehen Experten einen Nachteil in den Bahnen selbst. Weil in Niederflurbahnen die Einstiege fast ebenerdig sind, ragen die Radkästen in das Innere der Wagen hinein, was Platz und Gestaltungsmöglichkeiten einschränkt. Bei Hochflurbahnen liegt der Innenraum über den Radkästen. Bei diesem Kriterium liegen die Systeme also gleichauf.
Verkehrliche Kriterien
Die höhere Flexibilität bietet laut Studie das bisherige Hochflursystem. Dies zeigt sich zum Beispiel beim Nachtsternverkehr, bei dem auch die Linie 10 durch den Tunnel von der Waterloostation zum Hauptbahnhof geleitet wird. Dies wäre für die Bahnen der Linie nicht mehr möglich, wenn diese auf Niederflur umgerüstet würde, weil die Züge dann nicht mehr kompatibel mit den hohen Bahnsteigen der Tunnelstationen wären. Auch bei Störungen im Netz könnten Niederflurbahnen nicht problemlos über andere Streckenabschnitte umgeleitet werden. Hinzu kommt, dass im Falle einer größeren Anzahl von Fahrzeugausfällen möglicherweise als Ersatz auch Hochflurbahnen auf dem Niederflurnetz fahren müssten. Dann wäre jedoch die Barrierefreiheit nicht mehr gewährleistet. Um das zu vermeiden, müsste man mehr in Ersatzbahnen investieren.
Umsetzung
Beides sind gute Varianten, beide lassen sich auch tatsächlich realisieren – das hat Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz gestern bei der Vorstellung der aktuellen Ergebnisse eindeutig betont. Und dennoch gibt es auch bei der Umsetzung des Hochflursystems laut Studie leichte Vorteile gegenüber dem Niederflursystem. Denn die Experten des zuständigen Arbeitskreises gehen davon aus, dass sich bei der Hochflurvariante bereits vor 2017 barrierefreie Hochbahnsteige einrichten ließen. Bei einer Umstellung auf ein Niederflursystem müssten dazu erst die dazu notwendigen neuen Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Dies wäre jedoch voraussichtlich frühestens 2017/2018 der Fall. Dann gäbe es allerdings auch Verbesserungen an den Haltestellen, die bis dahin noch nicht umgebaut worden sind.
So geht’s weiter
Noch in diesem Frühjahr will die Region eine grundlegende Entscheidung darüber, welches System auf der Stadtbahnlinie 10 umgesetzt werden soll. In der zweiten Hälfte dieses Jahres sollen dann in enger Abstimmung mit der Stadt die städtebaulichen Planungen beginnen. Mit eingebunden werden sollen dabei Geschäftsleute und Anwohner, die von dem Vorhaben betroffen sind. Spätestens 2018/2019 soll das D-Linienprojekt laut Verkehrsdezernent Ulf-Birger Franz abgeschlossen werden. Für heute hat die Region zu einem öffentlichen Dialog ins Haus der Region (Hildesheimer Straße 18) eingeladen. Eröffnet wird die Veranstaltung von Regionspräsident Hauke Jagau. Danach werden die Planungen vorgestellt. Einer Diskussion stellen sich unter anderem Ulf-Birger Franz sowie Stadtbaurat Uwe Bodemann.
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Ein Kommentar von Dirk Altwig (NP-Redakteur)
Keine teuren Experimente
So viel Diskussion um eine Stadtbahnlinie war selten: Seit fünf Jahren wird hin und her überlegt, wie die Linie 10 künftig von Ahlem in die Innenstadt fahren soll. Der City-Tunnel ist vom Tisch, dafür gehts seit zwei Jahren um die Frage, ob die Strecke vielleicht Bahnen mit moderner Niederflurtechnik bekommen soll.
Nun endlich gibts belastbare Zahlen: Niederflurtechnik würde Jahr für Jahr eine halbe bis eine ganze Million Euro mehr kosten als alte Hochflurtechnik. Damit hat sich Niederflur erledigt. Jedes Jahr streitet die Regionspolitik über Buslinien in irgendein Dörflein im Umland. Da wäre es ein falsches Signal, in Hannover ohne Not eine unnötig teure Straßenbahnlinie zu bauen.
Stimmt schon. Niederflur an sich ist prima. Wenn sich Üstra und Politik in den 1990er Jahren für einen Umstieg im ganzen Netz entschieden hätten, wäre das aus heutiger Sicht die bessere Lösung. Jetzt nur für die Linie 10 Niederflur einzuführen, wäre bloß ein teures Denkmal für guten Willen. Es ist unwahrscheinlich, dass es weitere Strecken für Niederflur geben könnte. Proteste lärmgeplagter Misburger zeigen, dass neue Linien schwierig sind. In dicht bebauten Wohngegenden dürfte es massiven Widerstand der Anwohner geben. Der Bau der Strecken verschlingt Millionen – und sie sind unveränderbar. Die Alternative heißt Bus – Strecke und Takt lassen sich jederzeit verbessern.
Zum Schluss ein Lob an die Politik: Auch wenn die Diskussion lange gedauert hat – sie war erfreulich sachlich und interessant – und zwar ohne die üblichen Vorfestlegungen der Parteien. Das darf es öfter geben.
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Beiträge im Fahrgastfernsehen, 12./13. Januar 2012.
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Posttunnel wird besser beleuchtet
Stiftung finanziert Lampen
Von Andreas Schinkel
Fußgänger, die durch den sogenannten Posttunnel entlang der Lister Meile spazieren, müssen sich künftig nicht mehr in der Dunkelheit vortasten. Denn bis Ende April will die Stadt dort neue LED-Lampen installieren, um die Gehwege besser auszuleuchten. Bisher sind lediglich über den Fahrbahnen Lampen angebracht, auf die Fußwege fällt nur ein Streulicht. 25000 Euro kostet die neue Beleuchtung, finanziert wird sie von der Stiftung „Lebendige Stadt“, die sich der Verschönerung von Städten verschrieben hat. „Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung, die es uns ermöglicht, die Nutzung dieser Unterführung angenehmer zu gestalten und dabei Energie zu sparen“, sagt Hannovers Baurat Uwe Bodemann.
In der Folge will die Stadt die Fahrbahnbeleuchtung drosseln, weil die Gehwege künftig dann nicht mehr auf das Streulicht angewiesen sind, sondern eigens illuminiert werden. Mit dem zusätzlichen LED-Einsatz für die Fußwege, so die Argumentation, lasse sich die Fahrbahnbeleuchtung von 400 auf 250 Watt reduzieren. Das entspreche einer Energieeinsparung von 34000 Kilowattstunden. Die neuen LED-Leuchten würden demgegenüber nur 8000 Kilowattstunden verbrauchen. An insgesamt 36 Säulen im Tunnel sollen die weiß leuchtenden Strahler montiert werden.
Die Stiftung „Lebendige Stadt“ hatte zuvor einen bundesweiten Wettbewerb um die besten Beleuchtungskonzepte für dunkle Ecken unter Bahnbrücken ausgeschrieben. Voraussetzung war unter anderem, dass die Unterführung trotz schlechter Ausleuchtung von Fußgängern stark frequentiert wird. Diese Bedingung erfüllt der Posttunnel geradezu vorbildlich. Die Stadt entwarf also zusammen mit enercity eine Illumination für den Verbindungsgang, reichte die Unterlagen ein – und bekam den Zuschlag.
Neben Hannover beglückt die Stiftung noch Helmstedt und Osnabrück mit Licht in düsteren Räumen. Insgesamt 775000 Euro lässt sich die Stiftung die „Illuminationsoffensive“ kosten. Seit ihrer Gründung vor zwölf Jahren verfügte die Institution über ein Fördervolumen von 25 Millionen Euro, das verwendet wurde, um Städte zu begrünen und eben zu erleuchten. So hatte die Stiftung mit dem Geld unter anderem das Berliner Reichstagsgebäude erhellt.
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Entscheidung im Stadtbahnstreit rückt näher
Region stellt Bewertung vor
Von Conrad von Meding
Im jahrelangen Streit um die Streckenführung für die Stadtbahnlinien 10 und 17 will die Region jetzt eine öffentliche Diskussion um die beiden bekannten Alternativen starten. Dabei geht es darum, ob weiterhin auf sogenannte Hochflurtechnik (Haltestellen mit Hochbahnsteigen) gesetzt werden soll oder ob erstmals in Hannover Niederflurtechnik (Haltestellen mit niedrigen Bahnsteigen) zum Einsatz kommen soll, wie sie in anderen Städten üblich ist. Das Verkehrsdezernat hat gemeinsam mit dem Kasseler Verkehrsexperten Prof. Rainer Meyfahrt ein Bewertungsverfahren entwickelt, um die festgefahrene Debatte mit Fakten anzureichern. Am Freitag, 13. Januar, soll das Verfahren erstmals präsentiert und zur Diskussion gestellt werden.
Zur Debatte steht, ob im Stadtkern und in der Limmerstraße Hochbahnsteige installiert werden sollen. Eine Alternative wäre, dass die Üstra zusätzlich zu den bisherigen Hochflurstadtbahnen auch Niederflurbahnen anschafft. Von der unterirdischen Variante („D-Tunnel“) hat man sich aus Kostengründen längst verabschiedet. Die Befürworter der beiden Systeme stehen sich inzwischen unversöhnlich gegenüber. Die ständige Verzögerung der Debatte führt dazu, dass sich der Ausbau barrierefreier Bahnsteige auf den Trassen 10 und 17 immer weiter verzögert.
Mitte Januar nun wird die Diskussion im Haus der Region neu eröffnet. Um 16 Uhr spricht Regionspräsident Hauke Jagau Begrüßungsworte. Danach stellt infra-Chef Stefan Harcke die Planungsansätze vor, Regions-Verkehrsmanager Hermann Meyer führt in das Bewertungsverfahren ein. In einer Diskussion wollen Regionsdezernent Ulf-Birger Franz, Stadtbaurat Uwe Bodemann, Üstra-Chef André Neiß und Niederflurexperte Rainer Meyfahrt das neue Verfahren thematisieren – das Publikum darf mitreden. Die Diskussion wird von HAZ-Redakteur Bernd Haase moderiert. Anschließend werden die politischen Gremien sich mit der Thematik befassen müssen.
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Linie 10 – das wird eng
Es ist eines der großen Themen für das nächste Jahr. 2012 soll über die D-Linie entschieden werden. Was bedeutet der Neubau der Stadtbahnlinie 10 für die Innenstadt? Viele Fragen sind noch ungeklärt. Ist im Posttunnel neben dem Hauptbahnhof genügend Platz, um breitere Bahnen und Autos unterzubringen? Oder sollte am Steintor oder vor der Ernst-August-Galerie ein neuer Endpunkt entstehen? NP-Redakteur Dirk Altwig wirft einen Blick auf die möglichen Problempunkte.
Neue Stadtbahnlinie soll zum Raschplatz fahren. Noch viele offene Fragen.
Im Januar will die Region Hannover ihre Planungen für die neue Stadtbahnlinie 10 vorlegen. Fest steht: Die Strecke soll künftig nicht mehr am Aegi, sondern am Raschplatz enden. Noch ist nicht entschieden, ob die Strecke mit den bewährten Hochbahnsteigen ausgerüstet wird oder ob erstmals in Hannover modernere Niederflurbahnen eingesetzt werden sollen. Die Politik will über die verschiedenen Bahntypen entscheiden, wenn alle Baupläne und Kostenvorhersagen auf dem Tisch liegen.
Die Region erwartet bei Niederflurbahnen Jahr für Jahr Mehrkosten „im sechsstelligen Bereich“ gegenüber Hochbahnsteigen. Die Angaben zur Wirtschaftlichkeit der geplanten Varianten sind allerdings nicht vollständig. Ein Gutachter hatte den ursprünglich geplanten Tunnel nur mit 1,2 bewertet, die Oberflächenvariante aber mit 1,6 – je höher der Wert, desto lohnender ist der Bau aus volkswirtschaftlicher Sicht. Unter 1 gilt als unwirtschaftlich. Ein Regionssprecher bestätigt jetzt, dass der Wert von 1,6 nur für die Hochflurvariante gilt: „Eine Niederflurvariante war noch nicht Gegenstand der Untersuchung.“
Würden auf der Linie 10 tatsächlich Niederflurfahrzeuge eingeführt, dürfte die rechnerische Wirtschaftlichkeit der Verbindung sinken. Denn die Stadtbahnlinie 17 kann dann nicht mehr dauerhaft auf der gleichen Strecke fahren. An ihrer Route zur Wallensteinstraße stehen auch Hochbahnsteige. Auch eine Einstellung der Linie 17 sei nicht in die Wirtschaftlichkeitsbewertung eingeflossen, so der Regionssprecher.
Konfliktpotenzial existiert auch in Linden: Dort gibt es grundsätzlichen Widerstand gegen Hochbahnsteige. Denn die Limmerstraße werde dadurch zerteilt und an Attraktivität verlieren. Behindertenverbände fordern dagegen, am Bau von Hochbahnsteigen festzuhalten. Es sei für blinde Menschen einfacher, wenn es nur eine Sorte von Bahnsteigen gebe.
Auch für den Bereich Hauptbahnhof sind noch Fragen offen. Dort soll es mindestens eine Direktverbindung von der Stadtbahn zu den S-Bahnen an Gleis 1 und 2 geben, so die Region. Eine Bahnsprecherin sagte jetzt aber auf NP-Anfrage: „Die Region hat mit uns zu diesem Thema noch keinen Kontakt gesucht.“ Der Regionssprecher bestätigt das. Obwohl bisher für beide Bahnvarianten von einer Haltestelle im Tunnel die Rede war, heißt es nun: „Gespräche mit der DB sind erst ab dem Zeitpunkt sinnvoll, an dem die Haltestellenstandorte feststehen.“
Schmalere Straße?
Es wird enger auf der Kurt-Schumacher-Straße. Die neuen Stadtbahnen werden 2,65 Meter breit sein, das sind 25 Zentimeter mehr als bei den grünen Fahrzeugen. Deshalb müssen die Gleise auseinandergerückt werden. Die Region will, dass die Gleise nicht mehr in die Straße eingebettet sind und von Autos überfahren werden dürfen. Denn nur für sogenannte besondere Bahnkörper sind Fördergelder des Landes sicher. Weil künftig Bordsteine statt Farbmarkierungen angestrebt werden, steigt der Platzbedarf für die Gleise. Breitere Züge plus separate Fahrbereiche dürften bis zu 1,5 Meter mehr Platz für die Stadtbahnstrecke bedeuten. Das geht nur auf Kosten der Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger.
Kriegt der Verkehr die Kurve?
Enger gehts nicht: Wenn die Üstra-Bahnen künftig von der Kurt-Schumacher-Straße in den Posttunnel abbiegen, hat die Kurve den kleinstmöglichen Radius von 25 Metern. „Gerade bei diesem Wetter ist hervorragend zu hören, wie das quietscht“, sagt ein Stadtbahnexperte, der namentlich nicht genannt werden möchte.
Wegen der engen Kurve können die Bahnen dort auch nur mit Tempo zehn rollen – jeder Stadtbahnzug braucht gute 30 Sekunden, um den Abschnitt zu passieren. Je Fahrtrichtung wären von jeder Stunde etwa zehn Minuten in der Kurve mit einer Bahn belegt, schätzt der Kenner. Das Problem: Weil der Bereich so eng ist, werden sich Autos und Bahnen gegenseitig behindern: „Eigentlich funktioniert das hier im Kurvenbereich gar nicht.“ Um den Bahnverkehr möglichst gut abwickeln zu können, sei es am besten, vom Ernst-August-Platz und Posttunnel keinen Autoverkehr mehr zuzulassen. Auch wenn dort weiter Autos fahren dürften, müssten sich Geschäftsleute im Rosenquartier darauf einstellen, dass weniger Kunden mit dem Auto kommen, schätzt der Ingenieur: „Das wird ein Einschnitt.“
Etwa alle fünf Jahre, sagt der Kenner, müsse der Bereich der Kurve außerdem länger komplett gesperrt werden: „Dann sind die engen Gleisbögen ausgefahren und müssen erneuert werden.“ Die tausenden Fußgänger, die die Straße vor der Ernst-August-Galerie überqueren, erschweren die Lage weiter.
Genug Platz im Posttunnel?
Künftig sollen die Bahnen nicht mehr über den Ernst-August-Platz rollen, sondern durch den Posttunnel zum Raschplatz. Im Tunnel ist auch eine Haltestelle geplant, an beiden Seiten des Tunnels soll es Bahnsteige geben. Bislang fahren pro Tag laut Stadt 9000 Autos durch den Tunnel. Ob diese Fahrzeugmenge weiter durch den Posttunnel rollen kann, wenn es dort eine Haltestelle gibt, darf bezweifelt werden. Sicher ist: An der haltenden Bahn kommt im Tunnel kein Fahrzeug mehr vorbei. Für den Stadtbahnverkehr wäre es am sinnvollsten, die Autos herauszunehmen – das dürfte aber zu ernsthaften Problemen mit dem Einzelhandel in diesem Bereich führen.
Ein Rechenbeispiel: Jede Bahn steht üblicherweise rund 30 Sekunden an der Haltestelle. Bei künftig geplanten zwölf Bahnen der Linie 10 und sechs der Linie 17 pro Stunde wäre der Tunnel pro Stunde mindestens neun Minuten in jede Richtung für den Fahrzeugverkehr dicht. Dazu kämen weitere Standzeiten durch Linienbusse. Außerdem könnte die Führung unter der Brücke störanfällig sein. Bei der alten Stadtbahnlinie zum Zoo, die durch die Bahnunterführung an der Königstraße führte, haben häufig Lastwagen die Oberleitung heruntergerissen.
So viele Autos sind unterwegs
So viel Verkehr fließt in der Innenstadt: Die Grafik zeigt die Zahl der Fahrzeuge, die in 24 Stunden auf den jeweiligen Straßenabschnitten unterwegs sind. Die Daten der Stadtverwaltung stammen aus dem Jahr 2009. Sollten beim Neubau der Linie 10 noch mehr Gleisabschnitte entstehen, die von Autos nicht mehr überfahren werden dürfen, würde das vor allem auf der Kurt-Schumacher-Straße Auswirkungen haben. Kunden- und Lieferverkehr für die Ernst-August-Galerie oder auch Kaufhof könnten beeinträchtigt werden.
Gibt es Alternativen?
Gibt es zur geplanten Erneuerung der Stadtbahnlinie 10 in der Innenstadt eine Alternative? Ein Verkehrsexperte, der namentlich nicht genannt werden möchte, skizziert im Gespräch mit der NP eine Lösung, die die oben genannten Probleme im Posttunnel und auf der Kreuzung mit der Kurt-Schumacher-Straße vermeiden würde. Die Züge könnten am Steintor oder einer neuen Haltestelle auf der Kurt-Schumacher-Straße vor der Ernst-August-Galerie enden. Das wäre möglich, wenn die Regionspolitik sich dafür entscheidet, auch künftig auf Hochbahnsteige zu setzen.
Die Idee: Die Linie 10 wird geteilt. Jeweils eine Bahn wird künftig von Ahlem über die Humboldtstraße und dann unterirdisch über Waterloo–Markthalle–Kröpcke und Hauptbahnhof geführt. Jeder zweite Zug fährt weiter an der Oberfläche in die Innenstadt. Auf der Limmerstraße ergibt das einen Fünf-Minuten-Takt. Außerdem könnte auch die Linie 17 aus Mühlenberg zum neuen oberirdischen Endpunkt in der City fahren.
Wären die kürzeren Strecken an der Oberfläche kein Nachteil? Nein, meint zumindest der Experte: „Eine Haltestelle vorm ECE könnte attraktiver sein als im Posttunnel.“ Auch die etwas größere Entfernung zum Hauptbahnhof sei kein großes Problem: „An den meisten Haltestellen der Linien 10 und 17 hält eine zweite Linie, die durch den U-Bahn-Tunnel zum Hauptbahnhof fährt.“
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ADAC kritisiert Bahnpläne für die City
Von Dirk Altwig
HANNOVER. Massiv kritisiert der ADAC den geplanten Neubau der Stadtbahnlinie 10. Die City-Gemeinschaft regt an, nochmals über einen Tunnel nachzudenken. Im Januar will die Region Hannover Detailplanungen vorlegen. Fest steht bislang: Die Strecke soll künftig durch den sogenannten Posttunnel zum Raschplatz führen. Weil die neue Trasse mehr Platz braucht, könnte das zu Behinderungen auf der Kurt-Schumacher-Straße führen. Experten bezweifeln, dass im Posttunnel genügend Platz für Bahn-Haltestelle und Autoverkehr ist (NP berichtete).
ADAC-Sprecher Jörg Fiene lehnt vor allem separate Gleise auf der Kurt-Schumacher-Straße ab, die nicht mehr von Autos überfahren werden können: „Das widerspricht den Ideen moderner Verkehrsführung.“ Diese Pläne und auch eine mögliche Sperrung des Posttunnels „würden die Erreichbarkeit der Innenstadt erheblich verschlechtern“. Auch die geplante Stadtbahnstation im sogenannten Posttunnel sei keine Verbesserung: „Wer will denn in so einem Tunnel ein- und aussteigen?“ Im Ganzen sei ein neues Konzept nötig: „Die Pläne sind nicht endgültig durchdacht.“
Martin Prenzler, Geschäftsführer der City-Gemeinschaft, sagte gestern: „Der Tunnel wäre die beste Lösung.“ Dass die Region das Projekt aus Kostengründen ablehne, sei „zu verwaltungstechnisch gedacht“. Man könne ja mal überlegen, „wie man Geld zusammenbekommt“. Eine Beteiligung der Geschäftsleute sei denkbar.
Mit Blick auf die wahrscheinliche oberirdische Lösung forderte Prenzler, dass auch die Parkhäuser in der Mehlstraße und bei Galeria Kaufhof gut erreichbar bleiben müssten. Falls es zur Sperrung des Posttunnels für Autos komme, müsse die Herschelstraße als Zubringer ausgebaut werden, dann seien separate Radwege nötig, damit sich Radler und Autos nicht behindern.
Auch Hotelier Veit Pagel (Grandhotel Mussmann) wünscht sich den Tunnel – und hält es für denkbar, dass sich Handel und Gewerbe an den Kosten beteiligen. Als Alternative kann sich Pagel eine Endhaltestelle auf der Kurt-Schumacher-Straße vorstellen: „Dann wäre der Bahnhofsvorplatz frei.“ Probleme beim Abbiegen in den Posttunnel würden vermieden.
Meike Schümer, Verkehrsexpertin der Grünen, betonte gestern, ein Endpunkt auf der Kurt-Schumacher-Straße sei sinnlos, je eine Haltestelle im Posttunnel und am Raschplatz dagegen sinnvoll. Schümer denkt offenbar schon an eine Verlängerung der Strecke: „Der vorläufige Endpunkt Raschplatz wäre eine wichtige Verbindung zur Lister Meile und der U-Bahn-Station Hauptbahnhof.“
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p>Niederflurbahn vor dem Aus
Daten zur Kostenschätzung kommen im Januar
Von Andreas Schinkel
Dass künftig Stadtbahnen mit niedrigen Einstiegen über Hannovers Straßen rollen und Hochbahnsteige überflüssig machen, wird immer unwahrscheinlicher. Dem Vernehmen nach kommen die Berechnungen des von der Region eingesetzten Arbeitskreises zu dem Schluss, dass die Einführung der Niederflurtechnik auf Hannovers Gleisen zu teuer wird. Klarheit gibt es aber erst 2012: Am 11. Januar stellt der Arbeitskreis, dem unter anderem Vertreter von Stadt, Regionsverwaltung und RegioBus angehören, das Ergebnis den Verkehrspolitikern der Region vor. Danach wird entschieden, ob auf der oberirdischen D-Linie (Stadtbahnen 10 und 17) weitere Hochbahnsteige gebaut werden oder das Niederflursystem Einzug hält.
Obwohl die Zeichen schlecht stehen, halten die Grünen in Rat und Region an Niederflurbahnen fest. „Sollen etwa am Steintor oder vor dem Hauptbahnhof Hochbahnsteige gebaut werden, die wie riesige Barrieren wirken?“, fragt Grünen-Ratsherr Michael Dette. Zudem könne er kaum glauben, dass Niederflurtechnik derart kostspielig ist: „Dann müssten ja Städte, die mit zwei Systemen fahren, dauernd Geld verbrennen.“ Die SPD in Rat und Region hält ein zweites Zugsystem für unwirtschaftlich. Selbst in den jüngsten Koalitionsverhandlungen wurde keine Einigung erzielt. Auch über den weiteren Verlauf der D-Linie gehen die Meinungen bei Rot-Grün auseinander. Zunächst wolle man die Berechnungen des Arbeitskreises abwarten. Der Streit um die D-Linie scheint damit nur verschoben.
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Architekt der U-Bahn-Stationen gestorben
Von Andreas Voigt
HANNOVER. Wer die U-Bahn-Station Königsworther Platz passiert, sieht Spaliere mit Motiven der Herrenhäuser Gärten. In der Station Altenbekener Damm gibt es einen Kupferkessel – eine Anspielung auf die Gilde-Brauerei an der Oberfläche. 17 der 19 unterirdischen hannoverschen Stationen, die zwischen den 1970ern und ’80ern beim U-Bahn-Bau entstanden sind, hat der Diplomarchitekt Detlev Draser entworfen. Und mit seinen Bezügen zur Stadt eine Eigenart des hannoverschen U-Bahn-Systems geschaffen.
Wie jetzt bekannt wurde, ist der architektonische Vater der hannoverschen U-Bahn-Stationen am 3. November im Alter von 85 Jahren gestorben – die Beerdigung fand am 12. November statt.
Detlev Draser war am 9. Juni 1926 in Siebenbürgen geboren worden. Nach einer Pilotenausbildung in Danzig und einem Architekturstudium an der Technischen Hochschule München kam er 1951 nach Hannover. Der junge Draser arbeitete unter anderem bei der Bundesbahndirektion, bis er 1960 ins Hochbauamt der Stadt wechselte. Von 1965 bis 1986 leitete Draser die Abteilung Gestaltung und Stationsausbau im U-Bahn-Bauamt. 1986 ging er in Ruhestand und lebte bis zuletzt in Hannover.
Draser hatte sich dafür entschieden, alle U-Bahn-Stationen individuell zu gestalten, und griff Bezüge zu Punkten an der Oberfläche auf. „Damit hat der Architekt die Gestaltungsqualität des hannoverschen Nahverkehrs geprägt“, sagt Üstra-Sprecher Udo Iwannek. 2009 brachte die Üstra einen Kalender mit Stationen heraus, die Draser entworfen hatte.
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Hannover ganz mobil
US-Studie untersucht weltweit Konzepte und lobt Angebot aus der Landeshauptstadt
Von Bernd Haase
Mit seinem Mobilitätsangebot liegt Hannover unter 15 deutschen Großstädten auf dem sechsten Rang. Das geht aus einer weltweit angelegten Studie der amerikanischen Unternehmensberatung ADL hervor, die in der „Wirtschaftswoche“ veröffentlicht wurde. Danach punktet Hannover unter anderem mit seinem Carsharing-Angebot sowie mit seinen Zukunftsstrategien für den Verkehr. Außerdem gibt es laut ADL in keiner deutschen Großstadt bezogen auf die Einwohnerzahl weniger Verkehrstote. Negativ zu Buche schlagen vor allem die hohe Kohlendioxidbelastung sowie eine vergleichsweise geringe Anzahl an Mietfahrrädern im Stadtgebiet.
Laut ADL ist das Verkehrsangebot in einer Stadt mittlerweile der „mit Abstand wichtigste Standortfaktor für Investoren.“ Außerdem handele es sich um einen Milliardenmarkt mit hohen Wachstumsraten. Das Investitionsvolumen in Mobilität, das heute weltweit bei 300 Milliarden Euro im Jahr liegt, werde sich bis zum Jahr 2050 verdreifachen.
Deutschlands Großstädten bescheinigen die Amerikaner dabei Nachholbedarf. Lediglich der Sieger München kommt im weltweiten Vergleich – für den nicht alle deutschen Städte in die Wertung genommen werden – unter 66 Metropolen auf Platz neun und damit unter die ersten zehn. Sieger ist Hongkong, dahinter liegen mit Amsterdam, London und Stockholm drei europäische Großstädte. In der Deutschland-Tabelle liegen außer München noch Hamburg, Berlin, Stuttgart und Leipzig vor Hannover. Auffallend schlecht schneiden die Großstädte an Rhein und Ruhr ab.
Für den Vergleich hat ADL elf unterschiedlich zu gewichtende Kriterien herangezogen und daraus einen Index gebildet. Der Maximalwert liegt bei 100. Hannover bringt es auf 72,4 Punkte; München schafft vier mehr. Betrachtet man sich die Details, fällt auf, dass Hannover mit seinem Nahverkehrsanteil von 61 Prozent am Mobilitätsaufkommen in der Spitzengruppe liegt und beispielsweise Hamburg deutlich übertrifft. Die Zufriedenheit mit Bussen und Bahnen ist laut ADL innerhalb der hannoverschen Kundschaft hoch, was aber nicht viel aussagt, da lediglich Köln in diesem Bereich mit der Note befriedigend abfällt.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit im Nahverkehr liegt in der niedersächsischen Landeshaupt bei 23,6 Kilometern in der Stunde. Das fällt etwa gegenüber dem Sieger München deutlich ab und sähe auch anders aus, wenn die Stadtbahnlinie 10 nicht oberirdisch durch die Innenstadt zuckeln müsste. Durchschnittlich 20 Minuten braucht der Hannoveraner für seinen Weg zur Arbeit, was im Bundesvergleich einen vorderen Platz bedeutet. In Hannover teilen sich zwei Einwohner ein Privatauto – damit gibt es in der Landeshauptstadt trotz des gelobten Nahverkehrs mehr Autos pro Einwohner als etwa in Hamburg.
Nach Einschätzung von ADL liegt die wegweisende Zukunftsstrategie in der Vernetzung aller Verkehrsträger. Dies haben, meinen die Amerikaner, die Deutschen bisher verschlafen. Allerdings erwähnen sie als ein Positivbeispiel ausdrücklich das „Hannovermobil“-Angebot. Es umfasst ein Jahresabonnement für den Nahverkehr, eine BahnCard 25, die Mitgliedschaft bei Carsharing sowie ermäßigte Taxifahrten.
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Landeshauptstadt drängelt bei der D-Linie
Stadtbaurat sieht drohenden „Planungsschaden“
Von Mathias Klein
Sollen die Stadtbahnlinien 10 und 17 künftig weiterhin oberirdisch durch die City fahren? Und sollen sie dann als Niederflurbahnen unterwegs sein? Stadtbaurat Uwe Bodemann hat zu diesen Fragen schnelle Entscheidungen gefordert. „Es wird Zeit, sich aufzumachen und das Projekt zu bewegen“, sagte Bodemann am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Die moderne Tram – eine Chance für Hannover“ vor rund 200 Zuhörern. „Die Situation in der Kurt-Schumacher-Straße und in der Goethestraße beginnt sonst zu einem Planungsschaden zu werden“, sagte er. Der Stadtbaurat sprach sich für eine oberirdische Streckenführung aus. „Das wäre eine wunderbare Vision, die nicht nur dem öffentlichen Nahverkehr etwas bringen würde, sondern den ganzen Stadtbereich kultivieren würde.“
Nach den Worten des Verkehrsdezernenten der Region, Ulf-Birger-Franz, stellt die Verwaltung bis zum Jahresende die Vor- und Nachteile von Niederflur und Hochflur für die sogenannte D-Linie zusammen. Im ersten Quartal des kommenden Jahres soll es dann eine Debatte über die städtebauliche Gestaltung der Kurt-Schumacher-Straße und der Goethestraße geben. Franz sprach sich für ein eigenes Gleisbett für die Bahn aus. „Denn sonst wäre sie zu langsam“, sagte er. Das Niederflursystem sei teurer – wegen zusätzlicher Werkstätten und möglicherweise höherer Anschaffungskosten der Wagen.
In der von HAZ-Redakteur Conrad von Meding geleiteten Diskussion setzte sich Städteplaner Prof. Michael Braum vehement für die Niederflurtechnik ein. Die einzelnen Verkehrsteilnehmer sollten nicht voneinander getrennt werden, meinte er. Es sei zukunftsweisend, wenn Busse und Straßenbahnen sowie Autos, Fahrräder und Fußgänger sich im Stadtverkehr gleichberechtigt bewegen würden. Die Niederflurtechnik verhindere Barrieren in den Straßen. Unterstützung erhielt Baum von Cay Lienau vom Verkehrsclub Deutschland. Ein Anfang mit der Niederflurtechnik „wäre die Keimzelle für ein Netz, das auch die Sallstraße, die Bödekerstraße und den Zoo mit einbezieht“, sagte er.
Üstra-Chef André Neiß, in dessen Räumen die Diskussion stattfand, lehnt das aber ab. „Einen Systemwechsel einzuführen halte ich für sehr gefährlich“, sagte Neiß zu Niederflurbahnen. Durch die Einführung einer weiteren Technik nehme man dem Stadtbahnsystem die Flexibilität. Außerdem seien die Hochbahnsteige ideal für die Barrierefreiheit. Neiß unterstützt den sogenannten Scheelhaase-Vorschlag. Der langjährige Leiter des früheren städtischen U-Bahn-Bauamtes hatte angeregt, die von Ahlem über Linden in die Innenstadt fahrenden Bahnen zumindest teilweise durch den Tunnel fahren zu lassen.
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